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Warum sollten Verbraucher einen Blick hinter das Etikett werfen?

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Auf die Farbe kommt es an – auch beim Glasrecycling!

Beim Glasrecycling ist die Farbe sehr wichtig. Wenn wir grüne, braune und weiße Flaschen zusammen in einen Container werfen, hat das aufbereitete Glas am Ende verschiedene Farben. Das mag kreativ klingen, aber tatsächlich erfüllt die Farbe von Glas einen Zweck.

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„Ich arbeite bereits seit über 30 Jahren im Bereich des Glasrecyclings und ich kann mir nichts Besseres vorstellen! Glas ist für mich das beste Verpackungsmaterial ohne Reaktion auf den Inhalt, denn es bewahrt Lebensmittel und Getränke optimal. Meine sprudelnden Getränke behalten zum Beispiel ihren unverfälschten Geschmack, weil z. B. Kohlensäure nicht entweichen kann. Außerdem ist Glas praktisch inert und es gelangt nichts hinaus und nichts hinein.

Aber das Beste: Glas ist im geschlossenen Kreislauf unendlich oft ohne Qualitätsverlust recycelbar. Was das genau bedeutet? Aus Glas kann immer wieder neues Glas hergestellt werden. Deshalb ist Recyclingglas der wichtigste Stoff bei der Herstellung von neuem Behälterglas. Jede Glasverpackung besteht heute im Schnitt zu rund 60 Prozent aus Recyclingglas, grüne sogar aus bis zu 90 Prozent. Damit diese Zahlen beibehalten bzw. sogar noch gesteigert werden können, muss das Altglas richtig entsorgt werden.

Glasrecycling leicht gemacht – Tipps & Tricks

Doch was gibt es dabei zu beachten? In den Altglascontainer gehören Glasverpackungen für Lebensmittel und Getränke, wie Flaschen und Konservengläser, außerdem pharmazeutische und kosmetische Glasbehälter, wie Hustensaftfläschchen oder Parfümflacons. Viele andere Dinge aus Glas gehören allerdings nicht hinein, dazu gehören zum Beispiel Trinkgläser oder Fenstergläser, weil sie eine andere Glaszusammensetzung haben, auch Energiesparlampen und jede Art von Leuchtmitteln sind Rest- oder sogar Sondermüll und dementsprechend zu entsorgen. Auch Porzellan, Keramik und Steingut gehören nicht in den Altglascontainer. Sie sind nur schwer aus dem Altglas auszusortieren und stören den Recyclingprozess. Denn zum Teil haben sie einen deutlich höheren Schmelzpunkt als Glasverpackungen, so dass sie im Schmelzofen nicht vollständig schmelzen können. Dadurch können Reste als sog. „Einschlüsse“ im Glas zurückbleiben und die neue Glasverpackung kann nicht genutzt werden. Wenn das Altglas in den Container gegeben wird, ist es wichtig auf die Farben zu achten. Wir sagen bei uns, dass das Altglas ‚sortenrein‘ entsorgt werden sollte, damit die Glashütten es für die Herstellung von neuem Glas optimal benutzen können. Denn nur aus weißen, transparenten Glasscherben können auch wieder weiße, transparente Glasverpackungen entstehen. Geben die Verbraucher:innen zum Beispiel Grünglas in den Weißglascontainer, würden die neuen Glasverpackungen einen leichten Grünstich erhalten. Deshalb gilt: Weißes Glas in den Weißglascontainer, braunes Glas in den Braunglascontainer und grünes Glas in den Grünglascontainer. Wenn Sie zum Beispiel eine blaue Proseccoflasche oder andere Glasbehälter haben, die Sie farblich den Grundfarben Grün, Weiß oder Braun nicht zuordnen können oder sich unsicher sind, geben Sie das Glas in den Grünglascontainer. Denn Grünglas verträgt am ehesten Fehlfarben, ohne dass die Farbe beeinträchtigt wird.

Wir hören häufig den Einwand, dass das Altglas im Sammel-LKW sowieso zusammengeschüttet wird, aber das stimmt nicht! Auf dem Fahrzeug gibt es drei verschiedene Kammern – für jede Farbe eine. Und diese werden dann auf dem Hof der Glasrecyclinganlage auch separat voneinander abgeladen und die Farben einzeln recycelt und aufbereitet.

In der Glasrecyclinganlage – sortieren, sortieren, sortieren

Allein in Deutschland gibt es 22 Glasrecyclinganlagen. Aus dem Altglas werden nach mehreren Sortierschritten sauber aufbereitete Glasscherben, aus denen in den Glashütten neue Glasverpackungen hergestellt werden. Über ein Transportband gelangt das Altglas in die Anlage, im ersten Schritt werden ‚grobe Fremdstoffe‘ händisch von Mitarbeitern aussortiert, zum Beispiel Plastikflaschen und -tüten oder Altkleider. Ich bin immer wieder aufs Neue verwundert, was Menschen einfach achtlos in die Container werfen. Im Anschluss werden die Glasbehälter „gebrochen“ und Fremdstoffe – zum Beispiel Deckel –aussortiert. Das passiert auf unterschiedliche Weise. Keramik, Steine oder Porzellan werden durch sogenannte optoelektronische Sortiergeräte erkannt und als nichttransparente Störstoffe herausgeblasen. Deckel aus Aluminium (z. B. Wasserflaschen-Verschlüsse) und Eisen (z. B. Marmeladenglasdeckel oder Kronkorken von Bierflaschen) liegen nach dem Brechen lose zwischen dem Glas – entsprechende Geräte erkennen Aluminium und magnetische Deckel und blasen oder ziehen sie magnetisch heraus. Kunststoffverschlüsse (z. B. Wasserflaschen-Verschlüsse oder Nusscreme-Deckel) werden aufgrund ihrer Undurchsichtigkeit von den Geräten erkannt und ausgeblasen oder – wenn sie sehr leicht sind – von einem Absaugsystem abgesogen. Und was passiert mit den Etiketten oder Aufklebern? Die Scherben poltern im Laufe des Aufbereitungsprozesses fortwährend übereinander her und scheren sich so die Etiketten gegenseitig ab. Anschließend werden diese dann auch von einem Absaugsystem abgesogen.

Übrigens wird bei der Aufbereitung des Altglases kein Wasser verwendet, keine einzige Anlage in Europa spült das Glas! Durch den langen Sortier-Prozess reiben die Scherben immer wieder aneinander und säubern sich so von selbst. Um das zu unterstützen, sollte nur Altglas löffelrein in den Container geworfen werden, aber spülen ist auch Zuhause nicht nötig. Eine Ausnahme gibt es bei Honiggläsern, die sollten allerdings zum Schutz der Bienen vor Infektionen ausgespült werden.

Glasrecycling funktioniert in Deutschland und vielen Ländern Europas bereits sehr gut, aber es geht noch mehr! Mein Traum wäre es, wenn wir eine Glasrecylingquote von 100 Prozent erreichen würden, also jedes einzelne Glas, das verkauft wird, auch wieder dem Glasrecycling zugeführt wird. Um das zu erreichen oder zumindest sehr nah heranzukommen und zu optimieren, müssen viele Zahnräder ineinander greifen und zusammenarbeiten: Städte, Kommunen, Verbraucher:innen, Recycler, Glashütten, Produktdesigner, Abfüller, Handel und Politik. Städte und Kommunen sollten Glascontainer beispielsweise an Stellen platzieren, die für die Bürger:innen gut und bequem, auch mit dem Auto, zu erreichen sind. Optimal wären z.B. Standorte an Straßen für den Berufsverkehr auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkauf inkl. Kurzparkmöglichkeit, denn diese Strecke nutzen wir sowieso jeden Tag. Neben den klassischen Stellen in den Vierteln sind es auch Parkplätze von Supermärkten oder Tankstellen.

Riciclo

Und auch die Verbraucher:innen sollten noch viel besser über nachhaltiges Recycling informiert werden, am besten über verschiedenste Kanäle, um möglichst alle zu erreichen. Aktuell entsorgen beispielsweise Bürger:innen in Deutschland immer noch durchschnittlich fünf bis sechs Kilogramm Altglas pro Jahr fälschlicherweise im Restmüll. Dieses Glas ist leider für immer aus dem Kreislauf verloren und kann nicht wiederverwendet werden, da Restmüll diesbezüglich nicht sortiert werden kann. Eine ganz wichtige Säule ist zusätzlich die Aufklärung der Kleinsten. Denn nur wenn unsere jüngste Generation schon weiß, wie richtiges Recycling funktioniert und wie wichtig es ist, können wir den Wandel herbeiführen. Dann hätten wir allein in Deutschland rund 82 Millionen Glasrecycling-Experten! Dadurch könnte noch mehr Glas recycelt und wiederverwendet werden. Das schont nicht nur die natürlichen Ressourcen, sondern spart auch Energie ein: Je 10 Prozent eingesetztes Altglas reduzieren den Energieverbrauch bei der Herstellung um 3 Prozent. Somit leistet Altglasrecycling einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Ich finde das ist ein toller Ansporn!“

Ulrich Ix ist Leiter Glasvermarktung bei Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland in Köln, Deutschland. Außerdem ist er Präsident des europäischen Verbandes der Glasrecycler FERVER (Association of Glass recycling companies in Europe) in Brüssel, Belgien. Er ist seit 30 Jahren in verschiedenen Positionen in der Branche tätig.

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